Studie: Flexible Arbeitszeiten wichtiger als Home Office

Wie die Pandemie die Job-Prioritäten verändert

Die aktuelle Ausnahmesituation verändert die Sichtweise auf Leben und Arbeiten. Die Menschen suchen zwar Halt, aber sie sind zur Veränderung bereit. Die Sicherheit wird nicht im Bewährten gesucht, sondern im Neuen. Gerade die IT-Branche darf sich von diesem scheinbaren Widerspruch nicht irritieren lassen. Nichts stagniert. Vieles ist im Fluss. Neue Chancen eröffnen sich sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmen.

13. April 2021 // 2 min Lesezeit

Die Schockstarre ist längst überwunden. Auch die großen IT-Projekte stehen wieder voll im Saft. In vielen Unternehmen hat sich eine Art Normalbetrieb unter veränderten Bedingungen etabliert. Das neue Normal hat sich vor allem in der internen Kommunikation herausgeschält. Dort kann man von einer Blitzdigitalisierung sprechen. Video-Konferenzen sind Standard. In diesem Punkt hat die Pandemie die Arbeitswelt von heute auf morgen verändert. Schlagartig. Andere Themen hinken hinterher. Der große Motor der digitalen Transformation stottert allzu häufig. Und doch hat die Pandemie ihre Wirkung. Seit Corona beurteilen die Verantwortlichen ihren Status quo der Digitalisierung deutlich skeptischer.

Unternehmen beurteilen sich selbstkritischer

Offenbar ist in Unternehmen ein neuer Realismus eingekehrt. Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitcom schätzen die Verantwortlichen den eigenen Stand der Digitalisierung wesentlich kritischer ein als vor Jahren. Beispiel: 2019 sahen 39 Prozent der Befragten ihr Unternehmen als digitalen Vorreiter. Kürzlich waren das nur noch 27 Prozent. Die Pandemie hat den Handlungsbedarf deutlicher vor Augen geführt als je zuvor. Für den Arbeitsmarkt in der IT-Branche ist das ein gutes Zeichen. Viele Beobachter erwarten eine deutliche Belebung, die genau zu dem Zeitpunkt einsetzt, wenn sich die ökonomische Lage wieder stabilisiert hat.

Arbeitnehmer erwarten flexible Arbeitszeiten

Auch die Bedürfnisse der Arbeitnehmer haben sich sprunghaft verändert. In einer Beschäftigten-Befragung gaben rund zwei Drittel an, sie würden sich Sorgen über ihre Arbeitssituation machen. Zum Vergleich: Nur rund ein Drittel macht sich Sorgen über die persönliche Gesundheit. Diese von indeed in Auftrag gegebene Studie macht den Handlungsbedarf bei Unternehmen deutlich. Ihr zu Folge erwarten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krisenzeiten vor allem eines: flexible Arbeitszeiten. 35,8 Prozent haben diesen Punkt unterstrichen. Ungewöhnlich viele im Vergleich zu vor-pandemischen Zeiten. Damit liegt der Wunsch nach zeitlicher Flexibilität deutlich vor dem Anspruch auf Homeoffice (30,4 Prozent).

Sicherheit ja. Selbst dann, wenn es Job-Wechsel bedeutet.

Mehr Flexibilität in der Arbeitszeit könnte helfen, eine andere Nebenwirkung der Krise zu bekämpfen. Die Pandemie hat auch die Identifikation mit dem Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen. Fast 30 Prozent der befragten Personen gaben an, ihre Bindung zum Arbeitgeber habe seit Corona nachgelassen. Das spiegelt sich in der Wechselbereitschaft: Über 30 Prozent der Befragten bezeichnen sich als arbeitssuchend. Eine stolze Zahl vor dem Hintergrund der Krise.

Als wichtigste Kriterien bei der Jobsuche werden Sicherheit und interessante Arbeitsaufgaben genannt. Neben fairem Gehalt und allgemeiner Wertschätzung der Arbeit stehen neuerdings die flexiblen Arbeitszeiten ganz oben auf dem Wunschzettel der Job-Suchenden. Viele Unternehmen aus der IT-Branche können genau dieses bieten. Andere bauen entsprechende Arbeitszeitregelungen noch auf. Die Geschwindigkeit dieser Flexibilisierung wird maßgeblich dazu beitragen, den gewünschten Schub in der Digitalisierung auszulösen.

Bild: Danke an Erik Witsoe on Unsplash

Bernd Sautter Autor

schreibt gerne über Menschen, ihre Motivation, ihre Karriereentscheidungen und das, was sie im Inneren antreibt.


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