Wie bewertet man eigentlich Bewertungsportale?

Stars und Sternchen bei Kununu, Glassdoor und Co.

Die Feedback-Kultur hat sich durchgesetzt. Das Netz steckt voller öffentlicher Bewertungen. Was ist davon zu halten, wenn man sich über einen zukünftigen Arbeitgeber informieren möchte?

28. Juli 2020 // 3 min Lesezeit

Der Kampf um gute Bewertungen wird mit harten Bandagen ausgefochten. Auf der einen Seite stehen enttäuschte Kunden, frustrierte Gäste oder Mitbewerber, die under Cover schlechte Bewertungen schreiben. Auf der anderen Seite kämpfen Unternehmen, Hoteliers, Werbetreibende und Juristen darum, die schlimmsten Kommentare weg zu moderieren oder per Löschtaste aus der Welt zu schaffen. Online-Bewertungen sind zur Kampfzone geworden. Schließlich genießen sie eine immens hohe Bedeutung. Man benötigt keine Umfrage, um sich den Einfluss der Bewertungsportale vor Augen zu führen. Aber sie hilft.

Orientierung ja. Wahrheit na ja.

Einer Studie des Digitalverbandes Bitkom zufolge ziehen rund 56 Prozent aller Online-Shopper eine Kundenbewertung als Entscheidungshilfe beim Kauf hinzu. Vor allem Jüngere schauen, welche Erfahrungen andere Käufer gemacht haben. Beim zukünftigen Job und der unabhängigen Recherche über einen zukünftigen Arbeitgeber geht die Tendenz ebenfalls in diese Richtung. Bitkom stellt fest: 47 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer haben sich schon einmal online über Bewertungen von Arbeitgebern informiert – etwa auf Portalen wie kununu.com, meinchef.de oder glassdoor.de.

In der Studie wurden vor allem diejenigen genau befragt, die im Web recherchiert hatten:
- 44 Prozent aller Befragten, die sich über Arbeitgeber informiert haben, geben an, dass eine Online-Bewertung ihre Entscheidung für einen Job-Wechsel beeinflusst hat.
- 18 Prozent sagen, die Arbeitgeberbewertungen hätten sie zwar verunsichert, aber sie hätten sich trotzdem für den Job entschieden.
- 14 Prozent fühlten sich in ihrer Entscheidung für den neuen Arbeitgeber bestärkt.
- 12 Prozent haben sich aufgrund der Arbeitgeberbewertungen im Internet gegen den möglichen Wechsel entschieden.

Auf das Gesamtbild kommt es an.

Elise Lange von grinnberg ist täglich in Job-Bewertungsportalen unterwegs. Sie empfiehlt Kununu, Glassdoor oder andere Quellen im Netz durchaus ernst zu nehmen, allerdings mit gewissen Besonderheiten: „Man sollte stets in Betracht ziehen, dass einzelne Beurteilungen stets subjektive Einschätzungen widerspiegeln.“ Deshalb gilt: Je mehr Bewertungen, desto plausibler das Gesamturteil. Doch selbst dann, wenn das Unternehmen häufig bewertet wurde, sollte man relativieren. Schließlich liegt es in der Natur der Sache, dass vor allem große Konzerne auf eine hohe Zahl an Beurteilungen kommen. Also Unternehmen, die viele verschiedene Sparten, Abteilungen und Standorte haben. Gerade bei den Großen fällt ein einheitliches Urteil schwer, insbesondere bei den Merkmalen, die besonders intensiv abgefragt werden.

Darüber hinaus warnt Portal-Expertin Lange davor, die Messlatte bei den Bewertungen zu hoch zu legen. Sie vergleicht die Situation mit Restaurants: „In vielen guten Gaststätten isst man so, dass man es sich kaum besser vorstellen kann. Täglich 5-Sterne-Küche? Das ist einfach nicht realistisch.“ Sie weist darauf hin, dass man auf den Portalen sehr genau auf die einzelnen Bewertungen schauen sollte. Nicht nur die Sternchen zählen, sondern auch Kommentare studieren und beobachten wie das Unternehmen darauf reagiert.

Insider-Informationen gesucht.

Um wirklich plausible Einschätzungen zu erhalten, sollte man im Idealfall über Insiderwissen verfügen. Das gilt vor allem bei IT-Abteilungen. So spezifisch sind die Job-Bewertungsportale nur sehr selten, dass man valide Aussagen über das Arbeitsklima in den Fachabteilungen entnehmen kann. Außerdem: Was sollte man von einer Person halten, die interne Eindrücke im Web öffentlich zugänglich macht?

Insider-Informationen erhält man aus persönlichen Gesprächen. Zwei Personenkreise bieten sich an. Entweder eine Personalberaterin oder Personalberater mit Expertise im Fachgebiet. In der IT-Welt und dem ganz speziellen Arbeitsmarkt spricht nichts dagegen, sich bei einer Personalberatung wie grinnberg einen unverbindlichen Ratschlag zu holen. Als Alternative zur Personalberatung bietet sich natürlich das eigene, persönliche Netzwerk an. Die Vorausseetzung ist allerdings, das man den Mut und das Vertrauen hat, über Fragen im Zusammenhang mit der persönlichen Karriere zu sprechen.

Photo: Danke an Steve Harvy on Unsplash

Bernd Sautter Autor

schreibt gerne über Menschen, ihre Motivation, ihre Karriereentscheidungen und das, was sie im Inneren antreibt.


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