Aktuelle Umfrage zum Stand der Chancengleichheit
Gleiche Berufschancen für Frauen – dieses Ziel ist noch lange nicht erreicht. Die IT-Branche ist zwar weiter als andere Wirtschaftszweige, aber Corona wirkt auch hier als Bremsklotz. Während IT-Hersteller gegensteuern, fördert die Personalberatung duerenhoff Frauen gezielt.
8. Juni 2021 // 3 min Lesezeit
"In der IT gehört das nächste Jahrzehnt den Frauen", erläutert Niklas Spitczok von Brisinski, Leiter der Münchner Geschäftsstelle der Adesso SE im Gespräch mit dem Fachmagazin Computerwoche. Adesso ermutigt mit der Kampagne She for IT Frauen dazu, eine Karriere in der IT in einer Führungsposition einzuschlagen.
Die deutschprachige SAP-Anwendergruppe DSAG macht es sich in der Initiative Women@DSAG zum Ziel, die Position von Frauen im SAP-Umfeld zu stärken. Im Februar dieses Jahres haben die Anwendervertreter im Rahmen der Studie „Corona-Pandemie und Frauen: Karriere-Killer oder -Katalysator?“ rund 200 in der Initiative organisierte Frauen aus dem SAP-Umfeld online zu Auswirkungen der Pandemie befragt.
Auf die Frage nach der Arbeitslast, antworten 46 Prozent, dass sie während der letzten zwölf Monate mehr als vorher gearbeitet haben. Für 45 Prozent ist die Situation gleichgeblieben. Neun Prozent arbeiten weniger. „An der Arbeitslast zeigt sich, dass die IT-Branche stabiler als so manch anderer Wirtschaftszweig durch die Pandemie gekommen ist“, erläutert Karin Gräslund, Mitglied im DSAG-Fachvorstand und Sprecherin der Initiative Women@DSAG. „Die psychischen Belastungen der Frauen sind allerdings genauso hoch wie in allen anderen Berufsgruppen.“
Bei der Frage nach den Auswirkungen von Corona auf ihren beruflichen Verantwortungsbereich geben 62 Prozent der befragten Frauen an, dass die Pandemie keine Auswirkungen auf ihre Karriere hat. Gut ein Fünftel berichtet von Rückschritten. 17 Prozent sind trotz Pandemie beruflich vorangekommen oder sogar aufgestiegen. „Corona ist kein Killer für Karrieren im IT-Bereich“, ist Karin Gräslund überzeugt. „Viele Frauen in MINT-Berufen beherrschen die Durchsetzungsstrategien sehr gut und bringen Kompetenzen mit, um sich im Mix aus Pandemie, Home-Office und Care-Arbeit zu behaupten“. Die IT-Branche biete möglicherweise sogar bessere Ausgangsbedingungen für Gleichberechtigung und Fairness als andere Wirtschaftszweige.
Allerdings zeigen die Umfrageergebnisse auch, dass Frauen in der Pandemie mehr als üblich gearbeitet haben. Karin Gräslund sieht hierin eine Gefahr. „Eine Frau wird schnell als ‚fleißiges Lieschen‘ eingeschätzt. Sie ist dann zwar unentbehrlich, wird allerdings als reines ‚Arbeitstier‘ nicht in die Führungsetage befördert.“ Karin Gräslund empfiehlt den Frauen daher, persönliche Entwicklungsziele zu verfolgen: „Das heißt auch, proaktiv und offensiv ‚Aufstieg als Lohn‘ einzufordern.“
Wie aktuelle Studien zeigen, hat Corona die Frauen in Sachen Gleichberechtigung zurückgeworfen: Laut dem aktuellen Gender Gap Report 2021 dauert es dank der Pandemie noch 136 Jahre anstelle der vorher geschätzten knapp 100 Jahre, bis die Frauen den Männern weltweit gleichgestellt sind.
SAP will bei diesem Wandel vorangehen. In einem Interview mit dem Manager Magazin erklärt der Vorstandsvorsitzende Christian Klein Diversität und höhere Quoten für Frauen zur Konzernstrategie: „Solange es Ungleichgewichte gibt, müssen wir die auch in den Fokus stellen.“ SAP hat sich das Ziel gesetzt, bis 2023 mindestens 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen – bis jetzt lag der Wert bei 27,5 Prozent.
Ähnlich entschieden wie der Walldorfer Softwarehersteller positioniert sich die auf SAP spezialisierte Personalberatung duerenhoff beim Thema Frauenförderung: „Die Leistung zählt. Und nicht das Geschlecht“, erklärt Michael Weber Personalberater bei grinnberg. „Unsere Vermittlungsquote liegt stets ein paar Prozentpunkte über dem aktuellen Anteil von Frauen in der IT-Branche, aber das ist mir bei weitem zu wenig.“ Der Nachholbedarf vor allem in Führungspositionen ist laut Lange enorm. Die Hilfe einer Personalberatung wirkt sich nach Überzeugung des Personalberaters positiv auf die Karrierechancen von Frauen aus. Vor seiner eigenen Haustüre kehrt grinnberg sehr gründlich: Bei den Führungskräften hat die Personalberatung ein ausgeglichenes Verhältnis von 50:50. Im gesamten Unternehmen sind mit einem Anteil von 56 Prozent sogar mehr Frauen als Männer beschäftigt.
Bild: Christina @ wocintechchat.com