In Bewerbungsgesprächen auf alles vorbereitet sein
Oft genug wird man als IT-Fachkraft am Ergebnis gemessen. Nicht bei Brainteasern. Bei diesen Aufgaben geht es vor allem um den Lösungsweg. Wenn Sie beim Bewerbungsgespräch plötzlich mit einer solchen Aufgabe konfrontiert werden, sollten sie den Weg sogar wichtiger nehmen als die korrekte Antwort.
15. August 2021 // 3 min Lesezeit
Welcher Buchstabe folgt nach JJASO? Wie oft überschneiden sich Stunden- und Minutenzeiger an einem Tag? Welcher Berg war der höchste der Erde, bevor man den Himalaya vermessen hatte?
So funktionieren Brainteaser. Sie kitzeln die grauen Zellen. Kurze Aufgaben, die ohne jede Vorkenntnisse eines bestimmten Fachgebiets zu lösen sind. Nicht unähnlich den Textaufgaben, die man früher in der Schule lösen musste, aber doch um einiges unterhaltsamer. Manche Personalverantwortliche stellen solche Aufgaben in Bewerbungsgesprächen. Wenn man sich vor Augen führt, warum sie das tun, hat man bereits den ersten Schritt getan. Mit Brainteasern wird in der Regel versucht, die Kandidatinnen und Kandidaten aus der Komfortzone zu locken. Personalerinnen und Personaler versuchen sich ein Bild zu machen, über Kommunikationsfähigkeit, Strukturiertheit beim Vorgehen und dem Umgang mit analytischen Fragestellungen.
Ob der Einsatz von Brainteasern aus der Sicht des Unternehmens ein valides Instrument darstellt, soll an dieser Stelle bewusst nicht diskutiert werden. Schließlich gilt es nicht die allerbeste Idee, in Bewerbungsgesprächen über Sinn und Unsinn solcher Aufgaben zu spekulieren. Schauen wir also auf die unterhaltsamen Aspekte des gepflegten Brainteasens. Damit überspringen wir eine weitere Hürde: Man sollte locker bleiben und Spaß haben - selbst dann, wenn die Aufgaben absurd erscheinen. Vielleicht hilft eine andere Perspektive: Man könnte Brainteaser im Bewerbungsgespräch auch als einen spontanen Ausflug zu „Wer wird Millionär?“ betrachten. Freilich in der special edition für IT-Consultants (m/w).
Was macht die RTL Quizshow eigentlich so erfolgreich? Es ist der Quizmaster Günther Jauch, der Kandidatinnen und Kandidaten in bemerkenswerte Gespräche verwickelt. Und wer bleibt beim Publikum in Erinnerung? Es sind meistens diejenigen auf dem Kandidatenstuhl, die selbst unter Stress fantasievoll und entspannt bleiben. Das kann man sich für den Umgang mit Brainteasern im Bewerbungsgespräch zum Vorbild nehmen. Die Aufgabe locker annehmen, strukturiert vorgehen, dabei um die Ecke denken und den Fragesteller auf seiner Reise zum richtigen Ergebnis stets mitnehmen. Ausnahmsweise sprechen während des Nachdenkens. Und gerne nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Sich nicht von der Komplexität oder Absurdität der Aufgabe abschrecken lassen. Und ganz wichtig: Nicht aufgeben. So gesehen werden Brainteaser zum unterhaltsamen Teil des Bewerbungsgespräches.
Für die Lösung solcher Aufgaben gibt es kein Patentrezept. Kein aufwändiges Gehirntraining wird alle Finten und Gedankensprünge aufzeigen, die den Gang auf den Lösungsholzweg ersparen und schnell das korrekte Ergebnis auf dem Silbertablett servieren. Trotzdem ist es hilfreich, sich einige Zeit mit den kniffligen Aufgaben zu befassen, die meistens mathematisches, kreatives oder logisches Denken fordern. Schätzfragen, Fangfragen, Dilemma-Lösungen, Folgen und Reihen – Brainteaser kommen aus allen Richtungen. Gerade darin liegt ihre Herausforderung. Das Genre der Frage wird bewusst verschwiegen. Man erkennt auf den ersten Blick selten, ob die naheliegende Lösung wirklich passt.
Mit Sicherheit lässt sich sagen: Bei Workshops, Trainings und in Bewerbungsgesprächen können Brainteaser jederzeit vorkommen. Darum: Respekt für alle diejenigen, die sofort gesehen haben, dass der oben gesuchte Buchstabe N lautet (N für November). Verneigung vor allen, die sich vor Augen führen, wie Minutenzeiger 22 Mal am Tag am Stundenzeiger vorbei rauscht. Auch wenn sie entlarvt haben, dass der Mount Everest schon der höchste Berg war, bevor man die Welt kartographiert und vermessen hatte…Klasse!
Vor jeder richtigen Lösung kann man als Fragesteller nur den Hut ziehen. Und trotzdem sei selbst den Masterminds auf dem Kandidatenstuhl von „Wer wird Millionär?“ ans Herz gelegt: Wer sich mit Brainteasern im Vorfeld eines Bewerbungsgespräches befasst, wird in aller Regel nicht eiskalt erwischt. Wir wünschen dabei: Gute Unterhaltung.
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